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Das 6. Pflegesymposium beider Basel in Liestal hat sich der Bedeutung von Sprache und Dokumentation in der psychiatrischen Pflege gewidmet.Die Referierenden machten deutlich, wie Worte und Sprache das Denken und Handeln beeinflussen und Wirklichkeiten prägen. Schriftsteller Pedro Lenz hat treffend vorgeführt, wie Worte das Denken und Handeln beeinflussen.

Liestal, 3. Mai 2022

Sprache ist mächtig und sie kann sich in verschiedenen Situationen vorteilhaft oder unvorteilhaft entwickeln – je nachdem, wie sie eingesetzt wird. «Im Alltag werden viele Fachbegriffe so oft verwendet, bis sie zu Worthülsen werden", sagte Elena Seidel am 6. Pflegesymposium beider Basel in der Psychiatrie Baselland (PBL) in Liestal.

"Wir müssen das, was wir tun, ganz konkret beschreiben können", sagte die Pflegedirektorin der PBL den rund 130 teilnehmenden Fachpersonen aus der ganzen Schweiz. "Denn egal, ob Worte gesprochen oder geschrieben werden: sie prägen Wirklichkeiten. Deshalb ist es wichtig, sich um sprachliche Sensibilität zu bemühen."

Bedeutung entsteht im Gebrauch der Worte

Der Direktor Pflege der UPK, Dr. André Nienaber, berichtete in seiner Begrüssung über eine Sprachanalyse von Patientenakten in Zusammenarbeit mit Linguistinnen und Linguisten. Die Untersuchung hat ergeben, dass die Bedeutung von Worten erst im Gebrauch entsteht. Deshalb muss darauf geachtet werden, wie die Dinge bezeichnet werden. Statt von Begriffen wie Sitzwache sollte demnach lieber von einer intensiven Begleitung oder auch von Begleitung in akuten Krisensituationen gesprochen werden.

Worte prägen das Denken und Handeln

Was Worte anstellen können, darüber sprach der Berner Schriftsteller Pedro Lenz und las aus mehreren Büchern Szenen sprachlicher Kuriositäten vor. Sein Anliegen ist es, die Unmittelbarkeit von Sprache abzubilden. Fasziniert von Soziolekten, charakterisiert er Menschen über die Art, wie sie sprechen. Das gelingt ihm Mithilfe von Wortspielen in der Mundart dadurch, in einfachen Sätzen Alltagssituationen auf humorvolle und fesselnde Art darzustellen.

Was hat all das mit der Psychiatrie zu tun? Mit seinen Erzählungen macht Pedro Lenz spielerisch darauf aufmerksam, dass Worte einen unglaublichen Einfluss auf unser Denken und Handeln haben können. Deswegen müssen Worte sorgfältig gewählt werden, weil die Wirkung enorm sein kann, mit Beispielen hat Pedro Lenz das deutlich gemacht.

Sprache in der Pflege

Pflegewissenschaftlerin Dr. Susanne Schoppmann von den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel (UPK), die das Symposium mitorganisiert haben, referierte zum Verhältnis von Sprache und Pflege. Die Sprache sei wichtig, wenn es darum gehe, eine Beziehung zu gestalten. "Pflegefachleute müssen Fachsprachen verstehen und in Eigensprache übersetzen können und Pflegende müssen Eigensprache in Fachsprache übersetzen können", sagte die Expertin. Wichtig sei nicht nur das reine Verständnis von Fachsprache, sondern auch die Fähigkeit zu wissen, mit wem wir in welcher Sprache kommunizieren sollten. Deshalb müssten psychiatrische Pflegefachpersonen „wahre Sprachkünstlerinnen und Sprachkünstler“ sein

Vertiefung des Themas in Workshops

Die Teilnehmenden bearbeiteten verschiedene Aspekte rund um die Sprache und Dokumentation in der psychiatrischen Pflege in sieben Workshops. Dazu gehörten Themen wie die Dokumentation und das Monitoring von Zwangsmassnahmen, juristische Fragen zur Dokumentation oder allgemein, wie der Verlauf einer Erkrankung und das Verhalten von Patientinnen und Patienten dokumentiert werden. Vorgestellt wurden zudem Praxisentwicklungsprojekte zur Verbesserung der Dokumentation.

Pflegedokumentation vor 100 Jahren

Die Historikern Dr. Sabine Braunschweig blickte zurück zu den Anfängen von Krankenbeobachtung und Dokumentation in der Psychiatriepflege vor 100 Jahren. Sie zeigte unter anderem, dass Liestal für die Ausbildung und bewährte Praxis der psychiatrischen Pflege in der Schweiz ganz besonders wichtig war.

Kontakt

Sven Hoffmann
Leiter Fachentwicklung Pflege